Mittwoch, 12. Oktober 2011

"Schmutzige Schokolade" und ein Statement meiner Lieblings-Schokoladenfirma

Irgendwann habe ich mir zwar mal vorgenommen, meinen Blog schon aus eigenem Interesse "moral- und diskussionsfrei" zu halten und mich hier in meiner Netzküche ausschließlich der tierfreien Futterei zu widmen - aber der Film "Schmutzige Schokolade" *) (lief kürzlich auf ARTE und thematisiert den Einsatz von Kindersklaven auf Kakaoplantagen) hat mir mal wieder deutlich gemacht, dass man vielleicht doch hin und wieder die Menschen motivieren sollte, mal über ihren prallgefüllten Tellerrand zu gucken. Und versuchen, im Rahmen seiner Möglichkeiten mit seinem eigenen Konsum diese teilweise echt kranke Welt ein klitzekleines Fitzelchen besser zu machen - denn wer wegguckt, macht mit.

Ich habe mal bei meinem Lieblingschokoladenmacher nachgefragt, wie sichergestellt werden kann, dass auf ihren Plantagen keiner Kindersklaven eingesetzt werden und wie die Plantagen kontrolliert werden, und durch wen - die Antwort findet ihr unten (mit freundlicher Genehmigung von Rapunzel):

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Am 10.10.2011 14:27, schrieb Marlene Hölzl:

Liebe Frau Mohr,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse an unseren Produkten. Es freut uns sehr, dass Sie so ein großer Fan unserer Schokoladen sind und auch Interesse an der Herkunft des Kakaos haben.

Der Kakao für unsere Schokoladen stammt von unseren HAND IN HAND Partnern Conacado in der Dom. Rep. und El Ceibo in Bolivien. Die Grundvoraussetzungen für die Aufnahme eines Partners in unser HAND IN HAND-Sortiment ist der Kooperationsvertrag zwischen dem Lieferanten und RAPUNZEL. Alle durch die HIH-Kriterien definierten Standards sind im HAND IN HAND-Vertrag formuliert und müssen eingehalten werden. Unter folgendem Link können Sie diese Kriterien nachlesen: http://www.rapunzel.de/projekte.html

Dort ist auch unter 4.4.5 der Punkt Kinderarbeit definiert. Es wird selbstverständlich streng darauf geachtet, dass auf gar keinen Fall Kinderarbeit ausgeführt und das Verbot eingehalten wird. Dafür sorgen ständige Kontrollen unabhängiger Institute (IMO-Institut für Marktökologie) sowie unabhängiger HIH-Kontrollen durch externe Gutachter. In der Regel finden die Kontrollen 1-2 x jährlich statt. Genauso wichtig wie unabhängige Kontrollen sind natürlich die persönlichen Kontakte zu unseren Lieferanten, die wir durch regelmäßige, gegenseitige Besuche pflegen. Durch diese Kontakte entsteht mehr Verständnis für die jeweilige Situation, aber auch eine starke persönliche Verbindlichkeit.

HIH-Produkte können sowohl von Kooperativen als auch von Plantagen oder Verarbeitern stammen. Die Kriterien sind nicht, wie sonst im Fairen Handel üblich, für einzelne Produkte spezifiziert, sondern auf die Organisationsform (Kooperative, Plantage, Exporteur etc.) abgestimmt. Denn es hat sich gezeigt, dass auch auf privaten Plantagen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter verbessert werden können.

Ich hoffe ich konnte Ihnen damit weiterhelfen und Sie können weiterhin unbeschwert unsere Schokolade genießen.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Sie können auch unter obenstehendem Link mehr zu unserem HIH-Partnerprogramm und den damit verbundenen Projekten nachlesen.

Freundliche Grüße

Marlene Hölzl
Marketing

Rapunzel Naturkost GmbH, Rapunzelstraße 1, D-87764 Legau
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Ja, ich weiß...die Rapunzel-Schokolade kostet ein wenig mehr als der Kram aus dem Supermarkt - schmeckt aber besser. In jeder Hinsicht.


*) - hinter dem roten Text ist ein Link zum Film versteckt...nur der Vollständigkeit halber ;)


8 Kommentare:

  1. Das einzig Schlechte an diesem Rapunzel-Zeugs ist der Suchtcharakter. Ich hab gerade keine Nirwana Noir im Haus .. oh weh!

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  2. Was ich mich bei diesem Thema immer frage ist, ob es nicht etwas kurz gedacht ist, wenn man Kinderarbeit persé verbieten möchte.
    Viele Familien könnten ohne die Unterstützung der Kinder kaum oder gar nicht überleben. Geld für Schulbildung ist folglich auch nicht da. Und die Kinder würden dann entweder alleine zu Hause sitzen oder in einen anderen, schlechten Betrieb zum arbeiten geschickt werden.
    Wäre es da nicht besser Kinderarbeit zuzulassen aber unter sehr strengen Richtlinien. Geringe Stundenzahl, keine schwere Körperliche Arbeit, viele Pausen usw. so hätte man das zumindestens unter Kontrolle

    Kinder haben auch früher auf Bauernhöfen mitgeholfen. Heute ist das Wort "Kinderarbeit" so verteufelt, weil man damit nur noch Ausbeutung in Verbindung bringt.
    Ich glaube dass man hier mehr vor Ort schauen muss, was die menschen dort für Nöte haben und was sie brauchen.
    Vor kurzen unterhielt ich mich mit einer Inderin, sie wuchs in Slums von Indien auf und sagte, dass sie froh um die Kinderarbeit dort war, da sie so ihre Familie unterstützen konnte.

    Nicht falsch verstehen, von Ausbeutung jeglicher Art halte ich natürlich auch nichts und natürlich wäre es wünschenswert wenn ein Kind Kind sein darf, aber vielleicht ist das auch eine Art von Luxus den sich manche leisten können und andere leider nicht :( ??!!

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  3. Es geht ja nicht um Kinder, "die ein bißchen mithelfen" um die Familien zu unterstützen - sondern um organisierten Kinderhandel.
    Denkst Du, wenn ein Kinderhändler ein Kind entführt und für € 230,00 an einen Plantagenbesitzer verschachert, sehen die Familie oder das Kind selbst da irgendeine Art Entlohnung für?!

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  4. Oh Gott, okey, das ist noch mal ein ganz anderes Kalieber.

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  5. Lies' mal den verlinkten Bericht - dann siehst Du vielleicht, was mich an dem Bericht so schockiert hat.
    Ich fände es davon abgesehen grundsätzlich fairer, den Bauern einen angemessenen Lohn für Ihre Arbeit zu zahlen, damit sie Ihre Familien auch ohne Kinderarbeit ernähren können statt Kinderarbeit zu legalisieren. Gruselig, dass für unsere Gier nach Luxusgütern die Rechnung immer am anderen Ende der Welt bezahlt wird.

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  6. Danke für diesen Hinweis!
    Menschliches Leid zu vermeiden ist ebenso wichtig wie tierisches Leid.
    Grade bei Kaffee, Schokolade, Bananen ... gibt es da einiges Problematische.
    In einigen Gegenden Indiens werden auch heute noch Mädchen für weniger als 5 Euro verkauft.
    Fairer Handel und Verzicht auf tierische Produkte und Massentierhaltung gehören unbedingt zusammen.

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  7. Manchmal habe ich zwar das Gefühl, das "ethisch korrektes Leben" etwas überwältigend werden kann, weil so viele Firmen an so vielen Stellen unglaubliche Dinge veranstalten.
    Ich halte es aber für sehr wichtig, sich um solche Themen zu kümmern und sein Konsumverhalten entsprechend anzupassen auch wenn das nicht von heute auf morgen funktioniert.

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  8. Allgemein zum Thema "FAIR TRADE" fällt mir ein:
    In einer der Bioladen-Zeitschriften (Schrot&Korn oder so) stand mal, dass die Deutschen europaweit betrachtet, deutlich beim Kauf fair gehandelter Produkte zurückliegen.
    Gründe dafür wurden nicht genannt.
    Ich konnte es auch irgendwie nicht nachvollziehen, da wir Deutschen doch als "Spendenweltmeister" gelten....
    Offenbar kann man es den Deutschen nicht oft genug sagen bzw. auf die Notwendigkeit hinweisen, was Du ja getan hast!

    Sonne für Dich! Paul Beyont

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