Dienstag, 25. Januar 2011

DIY-Sojoghurt

Meine Ambitionen, in der eigenen Küche Sachen zu fabrizieren, die ich genauso in wenigen Minuten im nächsten Supermarkt kaufen könnte ohne auch nur eine einzige Schüssel schmutzig und einen Finger krumm machen zu müssen, versteht nicht jeder. Ist vermutlich dasselbe wie beim Laufen, Wandern, Fotografieren oder Star Trek - entweder man hat die Begeisterung oder man hat sie nicht. Ich habe sie jedenfalls, und mein neuestes Küchenssteckenpferd ist Joghurt. Selbstgemacht, versteht sich, zumindest zum allergrössten Teil.

Man kann hierzu gekaufte Sojamilch aus dem Tetra-Pack verwenden oder die Milch selbermachen. Dank meiner tollen Sojamilchkuh from Austria geht letzteres flott und unkompliziert vonstatten - einfach morgens Sojabohnen und Wasser einfüllen, abends einschalten und nach 20 Minuten verkündet die Maschine vehement piepend: "Feddisch!" Die fertige Milch durch ein Baumwolltuch in eine Kanne giessen (ich gebe auch immer noch den Sojabohnenrückstand aus dem Sieb der Maschine mit ins Tuch und drücke es richtig kräftig in die Kanne aus, das macht die Milch schön "sahnig" und weniger wässrig)

Jetzt noch ein wenig Salz (ca. 3/4 Teel.) und 1-2 Essl. Agavendicksaft einrühren und die Milch ein wenig abkühlen lassen. (Wenn man fertige Sojamilch verwendet, sollte man sie vor der Verjoghurtisierung auf ca. 40°C erwärmen). Dann 1 Esslöffel Naturjoghurt (mein Favorit: Provamel) einrühren, gut vermischen und in saubere Schraubgläser füllen. Nun sollten die Gläser an einem warmen Ort (Heizung, Ofen, Sonne) ca. 12-15 Stunden ruhig stehen, damit sich die Milchsäurebakterien frei entfalten und die Milch in Joghurt verwandeln können.

Ich lege dazu einen großen Topf mit einem Tuch aus, stelle die Schraubgläser mit Deckel darauf (Deckel nicht fest zuschrauben, nur auflegen) und parke diese Vorrichtung über Nacht auf dem warmen Ofen. Im Netz habe ich gelesen, dass man den Topf auch in ein Handtuch packen und unter der warmen Bettdecke schlummern lassen kann, wenn man weder Ofen noch Heizung zur Verfügung hat - aber irgendwie teile ich mein Bett nachts nur ungerne mit Joghurtgläsern. Je länger der Joghurt "reifen" kann, umso säuerlicher wird er.

Danach schraubt man einfach die Deckel fest auf die Gläser und parkt den Joghurt bis zur weiteren Verwendung im Kühlschrank. Aus diesem fertigen Joghurt kann man laut Internet-Infos ca. 5x neuen Joghurt "impfen", danach muss man wohl wieder in einen Eßl. Provamel investieren, um frisches Bakterienblut einzubringen.

Im Vergleich zu industriell gefertigtem Joghurt ist das Eigenprodukt anfänglich ein wenig "bröckelig", meistens setzt sich Molke ab und die Masse sieht ein bißchen wie Dickmilch aus. In der Industrie werden Binde- und Verdickungsmittel zugesetzt, um den Joghurt cremiger und/oder fester zu machen. Vermutlich könnte man in der eigenen Küche mit Johannisbrotkernmehl, Pektin oder ähnlichem experimentieren - mir reicht es aber aus, das Joghurtglas (nach Ende der Reifezeit) mehrmals kräftig zu schütteln, um einen cremigen Joghurt zu erhalten, der allerdings deutlich flüssiger ist als sein Industrie-Bruder aus dem Supermarkt.

Und was macht man nun damit? Was für eine Frage!

Mit frischgepresstem Orangensaft mischen und als fruchtigen Joghurtdrink schlabbern, mit etwas frischer, gehackter Minze und Mineralwasser aufgießen und als indisches Lassi trinken (beides aber eher sommer-tauglich), Salatsoße fabrizieren, ins Müsli rühren, was immer man so mit Joghurt tun möchte.

Ich experimentiere gerade mit Fruchtmischungen - z.B. ein wenig Pflaumenkompott ins Glas geben, die warme Milch drübergießen (vorsichtig, nicht vermischen) und den Joghurt auf dem Kompott im Glas reifen lassen. Oder einen Äpfel schälen, mit Zimt und Agavendicksaft verrühren, evtl. Rosinen und Walnüsse dazu, Milch drauf, abwarten. Lecker. Als nächstes möchte ich mal versuchen, ein wenig mit Bindemitteln herumzuprobieren, damit der Joghurt etwas fester wird.

Theoretisch wäre der selbstgemachte Joghurt sogar um einiges preiswerter als gekaufter....500 gr. Sojabohnen in Bio-Qualität kosten € 1,99 und ergeben ca. 7500 gr. Joghurt. Dazu noch ein wenig Salz, Agavendicksaft und natürlich die Stromkosten - da steht der DIY-Joghi im Vergleich zu Provamel (€1,79 für 500 gr.) auf den ersten Blick besser da. Auf der anderen Seite versüffeln wir derzeit vor lauter Begeisterung gut 1.200 gr. Joghurt (1 Sojamilchkuh-Ladung) täglich..."früher" habe ich mir bloss 1-2 Eßl. täglich ins Müsli gerührt, und der Omniboy hat überhaupt keinen Sojajoghurt angerührt. Stattdessen fressen wir uns quasi gerade die Joghurthaare vom Kopf. Aber das ist sicher nur die Anfangseuphorie und relativiert sich flott wieder. Vielleicht. Ähm....ich muss weg. Der Joghurt wartet.

7 Kommentare:

  1. Oh, cool! Gefällt mir, die Idee. Dann könnte man auch mal Joghurt in größeren Mengen herstellen. Ich dachte immer, man brauche dazu ein extra-Joghurt-"Gerät", das die Temperatur konstant hält etc. Aber dein Rezept hier klingt so einfach, das mach ich sicher mal nach! Danke! :-)

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  2. Ha, ha. Wir haben ein Gästebett. Da habe ich meinen Sojajoghurt immer mit einer Wärmflasche reifen lassen. Hat auch gut geklappt.

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  3. Das muss ich ausprobieren. Es klingt sehr toll und lecker!

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  4. Siehts lekker aus! Ich mach viele dinge mit soyajoghurt.

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  5. Klingt ja echt pipieinfach...Muss ich mal ausprobieren....!!
    Warum nimmst Du keine Bakterien sondern einen anderen Yoghurt?
    Beetroot

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  6. Meinst du, das funktioniert auch mit Hafermilch? o.O

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